Frage ich noch oder weiss ich schon? Diese Unterscheidung hat für mich in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Eine fragende Haltung ist das Eingangstor zu Neuland, zum Verstehen von Anderem. Ohne sie keine Überraschung, kein Staunen. Aber sie ist mitunter anstrengend, beunruhigend und irritierend. In einer wissenden Haltung finde ich Sicherheit und Bestätigung, aber sie begrenzt mich auf das schon Erschlossene und vermeintlich Erkannte und verleitet, meine Sicht von gestern zu reproduzieren. Als Regisseur suche ich die Balance zwischen diesen beiden Polen. Und je mehr es mir gelingt, die Unsicherheit zu meinem Verbündeten zu machen und auf glattem Eis zu tanzen, desto glücklicher macht mich die Arbeit. Als Zuschauer lädt mich die fragende Haltung einer Regisseurin oder eines Regisseurs ein, an ihrer oder seiner Erkundigung und Erfahrung teilzunehmen. Und als Produzent und Teil eines Produktionsteams sehe ich darin den Schlüssel zu wirklicher Zusammenarbeit und Weiterentwicklung. Soweit die Erkenntnis. Der Rest ist die wiederkehrende Herausforderung der Umsetzung: Weiss ich noch oder frage ich schon?